1887

OECD Multilingual Summaries

OECD Employment Outlook 2017

Summary in German

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OECD‑Beschäftigungsausblick 2017

Zusammenfassung in Deutsch

Die Beschäftigungspolitik muss eine Antwort auf die Sorgen finden, die der populistischen Gegenbewegung zur Globalisierung zugrunde liegen

Immer mehr OECD‑Ländern ist es zwar gelungen, die enorme Beschäftigungslücke als Folge der großen Rezession 2008‑09 zu schließen, doch in zahlreichen Ländern äußern die Menschen ihre wachsende Unzufriedenheit mit zentralen wirtschaftspolitischen Maßnahmen, unter anderem der Förderung von internationalem Handel und Investitionen. In der populistischen Gegenbewegung zur Globalisierung werden die Politikempfehlungen seitens internationaler Organisationen wie der OECD infrage gestellt, die lange Zeit auf die wirtschaftlichen Vorteile einer globalen Integration verwiesen. Angesichts der zunehmenden Skepsis gegenüber einer orthodoxen Politik müssen wirtschaftspolitische Ausrichtungen einer erneuten Überprüfung unterzogen werden; dies beinhaltet auch die Fragen, welche mehr oder weniger richtigen und falschen Entscheidungen in der Arbeitsmarktpolitik getroffen wurden und in welchen Fällen ein neuer Ansatz erforderlich ist. Auch wenn eine definitive Beurteilung noch nicht vorliegt, steht bereits jetzt fest, dass viele der Sorgen, die der Gegenbewegung zur Globalisierung zugrunde liegen, real sind und Bereiche aufzeigen, in denen Maßnahmen rund um Beschäftigung, Kompetenzen und soziale Sicherung verstärkt und an ein sich änderndes wirtschaftliches Umfeld angepasst werden müssen.

Die Arbeitsmarktentwicklung muss aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden

Arbeitsmarktpolitische Entscheidungen sollten auf Grundlage der vielen Arten beurteilt werden, in denen sich Beschäftigungsergebnisse auf die Lebensqualität auswirken. Die Arbeitsmarktentwicklung wurde oftmals in erster Linie mit Blick auf Beschäftigungs‑ und Arbeitslosenquoten beurteilt, da es sich hierbei um wichtige und leicht messbare Ergebnisse handelt. Doch auch andere Arbeitsmarktergebnisse spielen eine Rolle und lassen sich ebenfalls messen. Hierzu gehören Beschäftigungsqualität (Einkommen, Sicherheit, Arbeitsumfeld) und die Inklusivität des Arbeitsmarkts (Einkommensgleichheit, Gleichheit zwischen den Geschlechtern, Zugang zu Beschäftigung für benachteiligte Gruppen). Diese Ausgabe des OECD‑Beschäftigungsausblicks enthält ein neues vergleichendes Scoreboard zur Arbeitsmarktentwicklung, in dem Beschäftigungsquantität, Beschäftigungsqualität sowie die Inklusivität des Arbeitsmarkts erfasst sind und das einen umfassenden Überblick über die Stärken und Schwächen einzelner nationaler Arbeitsmärkte bietet. Dieses Scoreboard zeigt, dass es den meisten OECD‑Ländern in den letzten zehn Jahren gelungen ist, Frauen und potenziell benachteiligte Gruppen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren und die Qualität des Arbeitsumfelds zu verbessern. Gleichzeitig blieben die Arbeitslosenquote und die Einkommensqualität weitestgehend stabil, während die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt und die Anzahl an Haushalten mit niedrigen Einkommen zunahmen. Das Scoreboard zeigt auch, dass einige Länder bei den meisten oder allen Indikatoren gute Ergebnisse erzielen; demnach gehen gute Ergebnisse in einem Bereich nicht zwangsläufig zulasten der anderen Bereiche, sodass Länder in allen Bereichen gute Ergebnisse erzielen können.

Nach der Krise war die Widerstandsfähigkeit der Arbeitsmärkte in den einzelnen OECD‑Ländern sehr unterschiedlich

Die große Rezession war ein schwerer Stresstest für OECD‑Arbeitsmärkte. Die Arbeitslosenquote der OECD hat ihr Vorkrisenniveau nahezu wieder erreicht, doch die Kosten der Arbeitslosigkeit infolge der großen Rezession waren dennoch in einer Vielzahl an Ländern sehr hoch und fielen über einen langen Zeitraum an. Angesichts einer im Vergleich zur Erholung auf dem Arbeitsmarkt schwachen Konjunkturerholung bleiben darüber hinaus die Arbeitsproduktivität und das Lohnwachstum auf einem niedrigen Niveau. Solide makroökonomische und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sind wichtige Bestimmungsfaktoren für die Widerstandsfähigkeit eines Arbeitsmarkts. Makroökonomische Maßnahmen erweisen sich als äußerst effektiv, um Beschäftigungsrückgänge in Phasen von Konjunkturrückgängen einzudämmen und zu verhindern, dass aus einem zyklischen Anstieg der Arbeitslosigkeit ein struktureller Anstieg wird. Mit Ausgaben im Rahmen aktiver arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen muss entschlossen auf einen zyklischen Anstieg der Arbeitslosigkeit reagiert werden, um eine schnelle Rückkehr zur Beschäftigung in Phasen der Erholung zu fördern und das Konzept der gegenseitigen Verpflichtungen von Aktivierungsmodellen zu schützen. Ein übermäßig strenger Beschäftigungsschutz für regulär beschäftigte Arbeitskräfte schwächt die Widerstandskraft, indem der Einsatz von befristeten Verträgen gefördert wird und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Phasen der Erholung verlangsamt wird. Koordinierte Tarifsysteme können die Widerstandskraft stärken, indem Lohn‑ und Arbeitszeitanpassungen erleichtert werden.

Der technologische Wandel und die Globalisierung verändern derzeit die Arbeitsmärkte

Der Beschäftigungsausblick untersucht die Folgen des technologischen Fortschritts und der Globalisierung in den OECD‑Arbeitsmärkten in den letzten zwanzig Jahren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Beschäftigungspolarisierung und der Deindustrialisierung. Beide Entwicklungen werden mit einer gravierenden Veränderung des Lebens der Arbeitskräfte und einer zunehmenden Ungleichheit in Verbindung gebracht, und das Aufdecken ihrer Ursachen ist für die Politik von grundlegender Bedeutung. In nahezu allen OECD‑Ländern war in den letzten Jahrzehnten eine Beschäftigungspolarisierung zu beobachten, d. h. ein Rückgang des Anteils der Gesamtbeschäftigung im mittleren Qualifikations‑/Lohnniveau bei gleichzeitigem Anstieg des Anteils an Arbeitsplätzen für hoch‑ und geringqualifizierte Arbeitskräfte. Rund ein Drittel der Polarisierungszunahme spiegelt eine Verlagerung bei der Beschäftigung weg vom verarbeitenden Gewerbe hin zu Dienstleistungen wider; der größere Anteil ist ein Abbild von Beschäftigungsverlagerungen innerhalb der Branchen. Ein besonders enger Zusammenhang besteht zwischen Technologie und der Polarisierung sowie der Deindustrialisierung. Die Rolle der Globalisierung ist weniger eindeutig, doch einiges deutet darauf hin, dass der internationale Handel zur Deindustrialisierung beigetragen hat. Kompetenz‑ und Aktivierungsmaßnahmen sowie moderne Systeme der sozialen Sicherung können von großer Bedeutung sein, damit sich Arbeitskräfte besser in dem sich derzeit ändernden Arbeitsmarkt zurechtfinden und von den Vorteilen des technologischen Fortschritts profitieren können.

Tarifverhandlungen durchlaufen in OECD‑Arbeitsmärkten eine ziemlich schnelle Entwicklung

Um beurteilen zu können, ob Tarifverhandlungen angesichts der rasanten Veränderungen auf den Arbeitsmärkten weiterhin effektiv sind, enthält dieser Beschäftigungsausblick einen umfassenden und aktuellen Überblick über Tarifsysteme in OECD‑Ländern und einigen aufstrebenden Volkswirtschaften, die derzeit den Status eines OECD‑Beitrittslandes haben. Vergleichbare Schätzungen zu den Mitgliederzahlen von Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen sowie der Reichweite von Tarifverhandlungen lassen erkennen, dass Tarifverhandlungen weiterhin von großer Bedeutung sind, auch wenn die Zahl der Arbeitskräfte, deren Beschäftigungsbedingungen in Tarifverträgen geregelt sind, in den letzten dreißig Jahren zurückging. Darüber hinaus wurde ein Trend hin zu dezentraleren Verhandlungen beobachtet, wonach Verhandlungen auf Unternehmensebene zulasten von Verhandlungen auf Sektor‑ oder nationaler Ebene immer mehr an Bedeutung gewannen, oftmals durch Mechanismen wie Ausnahmeregelungen und Opt‑out‑Klausen, auf deren Grundlage Verhandlungsführer auf niedrigeren Ebenen von den auf den höheren Verhandlungsebenen festgelegten Bedingungen abweichen können. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Koordinierung dezentraler Verhandlungen, ein effektiver Grad der Vertragsdurchsetzung und die verschiedenen Arten von in Unternehmen möglichen Arbeitnehmervertretungen spielen bei Tarifverhandlungen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die allgemeine Qualität der Arbeitsbeziehungen, die von Führungskräften beurteilt wird oder die sich am Vertrauen der Öffentlichkeit in Gewerkschaften ablesen lässt, variiert innerhalb des OECD‑Raums von Land zu Land erheblich, lässt sich jedoch nicht auf ein konkretes Tarifsystem zurückführen. In einem zusammenfassenden Vergleich nationaler Tarifsysteme wird dargestellt, wie sich die verschiedenen Aspekte von Tarifverhandlungen in einem Land zu einem Gesamtbild zusammenfügen.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

Die Wiedergabe dieser Zusammenfassung ist unter Angabe der Urheberrechte der OECD sowie des Titels der Originalausgabe gestattet.

Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen, deren Originalfassungen in englischer und französischer Sprache veröffentlicht wurden.

OECD

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© OECD (2017), OECD Employment Outlook 2017, OECD Publishing.
doi: 10.1787/empl_outlook-2017-en

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