• Der Erdgipfel von Rio im Jahr 1992 löste einen kulturellen Wandel aus, da sich Bürger und Regierungen gleichermaßen zunehmend bewusst wurden, dass mit der Expansion der Wirtschaft auch der Schutz der Umwelt immer wichtiger wird. Der Gipfel mündete in der Schaffung gesetzlicher und institutioneller Rahmen zum Schutz der Umwelt, und in der Tat waren seitdem Verbesserungen bei einer Reihe von Umweltindikatoren festzustellen, bedingt z.B. durch das Verbot von verbleitem Benzin und die deutliche Zunahme der Naturschutzgebiete. Dennoch gelingt es uns noch immer nicht, Umweltbelange systematisch in der Politik und den Programmen für alle Sektoren zu berücksichtigen, und in vielen Bereichen verschlechtert sich die Qualität der Umwelt. Das Fehlen eines kohärenten Konzepts hat ganz klar negative Auswirkungen, was sich besonders deutlich am Beispiel der Subventionen für fossile Brennstoffe zeigt, die in vielen Ländern nach wie vor üblich sind. Die Autorin dieses einführenden Kapitels zieht Bilanz aus den Erfahrungen ihres eigenen Landes – Brasilien –, das auf dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung beachtliche Fortschritte erzielt hat. Sie fordert eine Fokussierung auf eine „grüne“, umweltfreundliche Wirtschaft, bei der es gilt, Ökologie und Ökonomie zu verbinden, mittel- und langfristige Notwendigkeiten und Herausforderungen zu berücksichtigen und der Verschiedenartigkeit der Länder, ihrem unterschiedlichen Entwicklungsniveau und der ungleichen Wohlstandsverteilung zwischen den Nationen Rechnung zu tragen. Ein solches Konzept ist indessen nicht etwas, das in der Natur der Märkte liegt – deshalb sind spezielle Maßnahmen der öffentlichen Politik notwendig, um die Wirtschaft umweltfreundlicher zu gestalten.

  • Dieses Kapitel beschreibt den prägenden Einfluss des Entwicklungsausschusses der OECD (DAC) bei der Gestaltung von Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung. Seit Anfang der 1990er Jahre gehören solche Maßnahmen zu den großen Prioritäten der Mitgliedsländer des Ausschusses. Der DAC hat eine ganze Reihe von Leitlinien aufgestellt, die Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) dabei helfen, Umweltbelange in ihre Politiken und Praktiken einzubeziehen. Nennenswerte Beispiele dafür sind u.a. die Aufnahme von Auflagen für die Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen in Entwicklungsprojekte und die Einbindung der Ziele der drei Rio-Übereinkommen in die Entwicklungszusammenarbeit. In den letzten zwanzig Jahren stützten sich diese Anstrengungen zunehmend auf die Kooperation zwischen dem Entwicklungsausschuss und dem Umweltausschuss der OECD, um das Ziel nachhaltiger Entwicklung in die Entwicklungszusammenarbeit zu integrieren und sicherzustellen, dass die Maßnahmen kohärent sind und auf den jeweiligen Stärken der beiden Politikbereiche aufbauen. Das Hauptinstrument des DAC zur Verbreitung des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung unter seinen Mitgliedern sowie unter den Entscheidungsträgern und Entwicklungsakteuren in den Partnerländern war die Aufstellung von Leitlinien für die Politik. So konnten viele Entwicklungsorganisationen auf der Grundlage der Leitlinien des DAC Fortschritte bei der Einbeziehung von Umweltanliegen in ihre Tätigkeit erzielen. Ein kritischer Punkt dabei ist jedoch zunehmend die Verfügbarkeit von Ressourcen und die Eigenverantwortung der Partnerländer.

  • Angesichts der in diesem Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit hervorgehobenen neuen Impulse für nachhaltige Entwicklung und umweltverträgliches Wachstum ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir über solide und glaubwürdige Methoden zur Messung der für die Verwirklichung dieser Ziele zugesagten und bereitgestellten Finanzmittel verfügen. In diesem vom Statistikteam des Entwicklungsausschusses der OECD erstellten Kapitel wird erläutert, wie die ODA-Leistungen für eine nachhaltige Entwicklung gemessen werden, wie sie im Lauf der Jahre gestiegen sind und welche Herausforderungen noch bestehen. Wie sich an den in diesem Bericht an anderer Stelle vorgelegten Statistiken zeigt, hat das derzeitige Marker- System bereits dazu beigetragen, in den Geberstellen das Bewusstsein für die Notwendigkeit zu schärfen, Umweltbelange in allen Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit systematisch zu berücksichtigen. Mit Blick auf die Zukunft sind weitere Maßnahmen erforderlich, um die Nachverfolgung der öffentlichen und privaten Leistungen zur Unterstützung der RioÜbereinkommen und der Umweltziele allgemein zu erleichtern.